Der Mensch

1928–1929

Bis 1928 entwickelte Schlemmer den Kurs „Der Mensch“, der sich in einen formalen, einen biologischen und einen philosophischen Teil untergliederte.

Bauhaus-Archiv Berlin / © C. L. Barthelmess
Aktzeichnung aus dem Unterricht Oskar Schlemmer, Autor: Klaus Rudolf Barthelmess, 1922.

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Der vielseitige Künstler Oskar Schlemmer, der als Formmeister mehrere Werkstätten leitete, setzte sich intensiv mit Theorie und Didaktik des Kunstunterrichts auseinander. Im Werkstattbereich bestand sein Unterricht vor allem in der aktiven Teilnahme und Mitwirkung der Studierenden an praktischen Aufgaben von der Ideenskizze über exakte Werkzeichnungen bis zur Auswahl und sachgerechten Bearbeitung der Materialien. Kollektives Arbeiten an großen Projekten wie der künstlerischen Ausgestaltung der Hochschulgebäude 1923 oder von Bühneninszenierungen bildete den Kern der Werkstattausbildung.

Oskar Schlemmer war von 1921 bis 1929 Meister am Bauhaus, wo er die Werkstätten für Wandmalerei (1922), Metall (1922–1923), Holz- und Steinbildhauerei (1922–1925) und die Bühnenwerkstatt (ab 1923) leitete. Im Zentrum seiner Arbeit und seiner Lehre stand der menschliche Körper. Mit der Bauhaus-Bühne inszenierte er ab 1926 die Bauhaus-Tänze, die auch außerhalb des Bauhauses aufgeführt wurden.

Aus den Kursen, die Schlemmer ab 1921 im Aktzeichnen gab, entwickelte er bis 1928 seinen Kurs „Der Mensch“. Schlemmer gliederte sein Lehrprogramm in drei Teile, einen formalen, einen biologischen und einen philosophischen. Der zeichnerisch-formale behandelte die Proportionslehren, die Gesetze der Mechanik und Kinetik des Körpers, verschiedene Darstellungssysteme sowie Figurentypen in alter und neuer Kunst. Das Aktzeichnen stand im Zentrum des biologischen Teils mit theoretischen Unterweisungen zu den biologischen, physiologischen und anatomischen Bedingungen des Körpers und seinen Lebensfunktionen. Der philosophische Teil vermittelte einen Überblick über die Denksysteme vom Altertum bis zur Neuzeit, um Fragen der Ästhetik, Ethik und Metaphysik zu klären.

Mit Studenten inszenierte er an der Bauhaus-Bühne ab 1926 die sogenannten Bauhaus-Tänze, um die formalen Bühnenelemente systematisch zu erforschen: Raum-, Formen-, Gesten- und Kulissentanz, Baukastenspiele, Metall-, Glas-, Stäbe- und Reifentanz.

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