Meisterhäuser, Dessau

Walter Gropius, 1926

Vor drei Jahren wurden die rekonstruierten Meisterhäuser Gropius und Moholy-Nagy in Dessau wieder eröffnet. Wir werfen einen kurzen Blick auf die Originale wie ihre Neuschöpfungen.

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Die Fotografien Lucia Moholys vom Ensemble der Meisterhäuser in Dessau prägen bis heute unser Bild vom Bauhaus und der modernen Architektur schlechthin. Das im Krieg zerstörte Einzelhaus für den Direktor und die drei Doppelhäuser für die Meister des Bauhauses waren von Walter Gropius geplant und von seinem Baubüro auf einem lang gestreckten Areal mit Kiefernbestand ausgeführt worden.

Die äußere Gestalt der Gebäude, die Organisation ihrer Räume nach Nutzungseinheiten und Lichteinfall sowie ihre Innenausstattung mit Einbauschränken und -regalen entsprechen den Prinzipien funktionalen Bauens und stellen eine Weiterentwicklung von Gropius’ Idee eines „Baukastens im Großen“ dar. 

Die Doppelhäuser bestehen aus um 90° gedrehten Spiegelungen ihrer jeweils grundrissgleichen Hälften, was deren optische Wirkung sehr heterogen erscheinen lässt. Zur Strukturierung der Baukörper wurden die vorkragenden Bauelemente bzw. Fensterlaibungen farbig gefasst.

Bauhaus-Archiv Berlin / © VG Bild-Kunst, Bonn 2017
Meisterhäuser in Dessau, Doppelhaus Kandinsky / Klee, Nordwestseite, Architektur: Walter Gropius / Foto: Lucia Moholy, 1926.

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Dem einheitlichen Gesamtbild der Anlage laufen die nach den Vorgaben der zukünftigen Bewohner ausgeführten, farbigen Gestaltungen der Innenräume zuwider. Sie waren den individuellen Vorlieben der Meister geschuldet und zeugen noch heute von ihren unterschiedlichen Charakteren.

Der Sieg der Nationalsozialisten bei den Kommunalwahlen in Dessau 1932 führte zur Schließung des Bauhauses. In der Folge verließen die Künstler ihre Wohnungen in der Meisterhaussiedlung. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Häuser von Walter Gropius und Lázló Moholy-Nagy durch einen Bombentreffer vollständig zerstört. 

Im Jahr 2014 ersetzte das Berliner Architekturbüro Bruno Fioretti Marquez (BFM) die verlorenen Gebäude durch zeitgemäße Interpretationen. Diese basieren auf einer „Architektur der Unschärfe“ und schaffen eigenständige Bauwerke, die eine klare Unterscheidung von Originalbestand und Neuinterpretation ermöglichen.

Stiftung Bauhaus Dessau
Die Neuen Meisterhäuser Gropius und Moholy-Nagy, Architektur: Bruno Fioretti Marquez Architekten, 2010–14. Foto: Doreen Ritzau, 2015.
  1. Literatur:
  2. Rehm, Robin (2009): The Paradigm of the New Building. The Dessau's Master's Houses, in: Bauhaus: A Conceptual Model, publ. by Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung, Bauhaus Dessau Foundation and Klassik Stiftung Weimar, Exhibition Catalogue, Ostfildern: Hatje Cantz, pg. 199.202.
  3. Wingler, Hans M. (1997): Walter Gropius, Bauhausbauten Dessau, Berlin (Neue Bauhausbücher).
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