Bauhaus-Tapete b4 und b6

Gebr. Rasch GmbH

Die Bauhaustapete entwickelte sich ab 1929 zu einem Verkaufsschlager und wurde für das Bauhaus zu einer wichtigen finanziellen Stütze. Der Kontakt zu dem Hannoverschen Tapetenhersteller Emil Rasch kam durch seine Schwester Maria Rasch zustande, die in den ersten Jahren am Bauhaus studiert hatte und dorthin gute Kontakte pflegte.

Rasch-Archiv, Bramsche
Bauhaus-Tapete, Entwurf b6, Gebr. Rasch GmbH.

Text

Im März 1929 unterzeichnete der zweite Bauhaus-Direktor Hannes Meyer einen Vertrag mit der Hannoverschen Tapetenfabrik Gebr. Rasch & Co. G.m.b.H. Damit verpflichtete sich das Bauhaus etwa 12 Tapetenentwürfe für eine Tapeten- und Musterkollektion zu erarbeiten. Dafür wurde das Bauhaus mit 8 Prozent am Verkauf der Tapeten beteiligt. Weitere 5 Prozent aus dem Verkauf stellte die Firma Rasch für Werbung zur Verfügung, die am Bauhaus entworfen wurde. Plakate, Musterbücher und Anzeigen für die Bauhaustapete wurden damit zu einer zentralen Aufgabe im Reklameunterricht unter Joost Schmidt.

Für die Tapetenentwürfe wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, an dem sämtliche Bauhäusler teilnehmen konnten. Hans Fischli erinnerte sich, dass es unter den Einreichungen auch „solche mit Fischen, Vögeln, Blumen und geometrischen Motiven, Männchen aus Dreiecken und Kreisen“ gab. Er selbst hatte mit Farbbreien experimentiert, diese auf Papier aufgetragen und anschließend Muster hineingekratzt. Fischli erhielt dafür zwei Drittel der Preise. Das andere Drittel ging an seine Kollegin Margaret Camilla Leiteritz, die „gezeichnete Linierungs- und Punktraster erfunden hatte“. Schon ein Jahr später folgte ein zweiter Wettbewerb.

Durch erfolgreiche Bewerbung fand die Bauhaustapete unter Architekten bald weite Verbreitung und hielt Einzug in verschiedene Siedlungen des Neuen Bauens, wie die Siedlung Dammerstock in Karlsruhe. Die Zusammenarbeit zwischen der Firma Rasch und dem Bauhaus dauerte bis Ende April 1933 an. Zwei Wochen nachdem die Gestapo am 11. April 1933 das Bauhaus Berlin durchsucht hatte, wurde der Vertrag gelöst. Der damalige Direktor Mies van der Rohe verkaufte die Lizenzen gegen einen einmalige Zahlung in Höhe von 6.000 Reichsmark an die Firma Rasch und übertrug dieser sämtliche Rechte, um die Bauhaus-Tapete auch weiterhin zu produzieren und „die Kollektion ganz nach ihrem eigenen Ermessen aufzubauen und zu gestalten“.

[NO 2018]

 

Rasch-Archiv, Bramsche
Bauhaus-Tapete, Entwurf b4, Gebr. Rasch GmbH.
  1. Literatur:
  2. Scheper, Renate: Wandmalerei und Tapete, in: Bauhaustapete. Reklame & Erfolg einer Marke, Köln S. 87–97
  3. Möller, Werner: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Strategien zur Bauhaustapete, in Ebd. S. 21ff.
  4. Herzogenrath, Wulf (Hg., 1988): bauhau utopien. Arbeiten auf Papier, S. 181ff.
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